Lord Richard Attenborough, bekannt als Oscar-Preisträger, Regisseur von „Gandhi“ und „Chaplin“, als Charakterdarsteller und Meisterregisseur, als Familienmensch und Kunstsammler, und nicht zuletzt als UNICEF-Botschafter, starb am 24. August kurz vor seinem 91. Geburtstag.
Seine Vorliebe galt allerdings dem Gefühlsfilm, wie er uns 1994 höchst eindrucksvoll im „Wunder von Manhattan“, dem Remake von „Miracle on 34th Street“ aus dem Jahr 1947, vorführt. Dieses Genre ist inzwischen allerdings ausgestorben, denn „Das Gute im Menschen verkauft sich heute immer schlechter“, wie Attenborough gerne zu sagen pflegte.
Sogar in „Jurassic Park“, in dem Attenborough den Parkgründer John Hammond spielt, der gute Geschäfte mit der Wiedererweckung der Saurier wittert, dabei aber die Risiken der Gentechnik völlig falsch einschätzt, tritt Attenborough nicht als gemeingefährlicher Irrer oder eiskalter Profithai auf, sondern verkörpert trotz aller Tragik dieser Figur seine ihm angeborene Gutherzigkeit, will er doch quasi als Weihnachtsmann im Safari-Otfit nichts weniger, als mit der Wiedererweckung der Urzeitviecher den großen und kleinen Kindern der Welt ein ultimatives Geschenk bereiten.
Persönlich durfte ich Richard Attenborough im Mai 2008 als Rektor (Chancellor) der University of Sussex kennenlernen. Dort war er unter anderem als „Mr. Kringle“ bekannt. Völlig zurecht, denn einen Rektor so voller Güte wird man wohl lange suchen müssen! Leider trat unser „Mr. Kringle“ schon kurz darauf, nach Abschluss der Promotionsfeiern im Juli 2008, als Rektor zurück und beschloss damit seine mit März 1998 begonnene Sussexer Ära.
Noch im selben Jahr wurde Attenborough infolge eines Schlaganfalls in den Rollstuhl gezwungen, von wo aus er an weiteren Regieplänen arbeitete. Erst 2013 beugte er sich Krankheit und Kräfteschwund und übersiedelte in das von ihm schon zuvor unterstütztes Altenheim Denville Hall in Northwood. Dort war er dann wieder mit seiner Ehefrau Silvia Sim vereint, die wegen ihrer zunehmenden Altersdemenz schon seit 2012 dort betreut wurde. Die beiden waren seit 1945 verheiratet und waren traten auch auf der Bühne gemeinsam auf, etwa 1952 in der ersten Produktion der „Moustrap“ von Agatha Christie.
Mit dieser Wiedervereinigung in der Phase der Bedürftigkeit ist für Attenborough an seinem Lebensende immerhin doch noch eine seiner liebsten archetypischen Geschichten in Erfüllung gegangen.
„Mr. Kringle“ genoss nicht nur an der Universität, sondern auch in der englischen Öffentlichkeit ein hohes Ansehen, das er stets nutzte, um sich für die Schwachen und Benachteiligten dieser Welt einzusetzen. Mit ihm ist nicht nur eine britische Legende, sondern vor allem ein wahrlich großes Vorbild von uns gegangen!
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